Pegnitz Logo

das gregori fest

Das Gregori-Fest blickt auf eine über 1000-jährige Vergangenheit zurück. In vielen Regionen geriet dieser Brauch aber im Laufe der Zeit in Vergessenheit.

Im Oberfränkischen wird dieses lokal ausgerichtete Familienfest in 6 Gemeinden/Städten - darunter auch Pegnitz - immer noch gefeiert.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Schulkinder, die in einem Umzug mit Blumenschmuck durch die Stadt marschieren und anschließend Tänze aufführen und sich an traditionellen Spielen erfreuen. Herauszuheben ist dabei die generationen-übergreifende Bedeutung dieser Veranstaltung.

Am 31.03.2020 wurde das Gregori-Fest in die bayerische Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Wissenswertes zu Gregori

Warum heißt es „Gregori-Fest“ bzw. „Gregoriusfest“?

Der Name des Festes geht zurück auf Papst Gregor I. (540-604), der als Gregor der Große, als einer der vier Kirchenväter und als „Kinderpapst“ in die Geschichte einging. Neben seinen karitativen Wohltätigkeiten setzte er sich durch die Gründung von Klosterschulen für die Bildung von Kindern ein und wird bis heute als Schutzpatron der Studenten und Schüler verehrt.

Seit wann gibt es das Gregori-Fest?

Als Gründer des mehr als 1000 Jahre alten Kinderfestes gilt Papst Gregor IV. (827-844). Da dieser jedoch um 830 den  bedeutenden Papst Gregor I., den Großen (Papst von 590 - 604) geehrt wissen wollte, wurde der Tag des Kinderfestes auf dessen Todestag, den 12. März gelegt. Es wird angenommen,  dass es Papst Gregor IV. (827-844) war, der zum ersten Mal das Schulfest feiern ließ. 830 ließ er die Gebeine von Papst Gregor I. von der Vorhalle in das Innere der Petersbasilika überführen und ordnete dabei die wohl  erste Kinderprozession an.

Quellenkundlich lässt sich Gregori erstmals 1524 in Köln nachweisen. In Kulmbach lässt es sich archivarisch bis zum Jahr 1588 zurückverfolgen. Auch in der nahe gelegenen Ortschaft Thurnau wird der Ursprung des Festes für das 16. Jahrhundert angenommen und mit dem Bau der Lateinschule 1552 in Zusammenhang gebracht. In Pegnitz wird es 1677 erstmals urkundlich erwähnt.

 

Wie veränderte sich das Fest im Laufe der Zeit?

Zunächst war es stark kirchlich geprägt. Hauptelemente waren stets ein Kirchgang, danach ein Umzug oder Umsingen durch den Ort, bei welchem die Schüler kleine Geldgeschenke erhielten. Auch die Lehrer, in deren Entlohnung das Entgelt fürs Gregorisingen stets ein wichtiger Posten war, profitierten von diesem Heischebrauch. Oftmals wurde der Festzug von einem Kinderbischof angeführt. Dieser blieb bis in das Mitte des vorletzten Jahrhunderts die Hauptperson und wurde von einem Knaben dargestellt, welcher (so in Neustadt bei Coburg) von zwei Kaplänen begleitet wurde. 728 verfügte die markgräfliche Regierung die Abschaffung "wegen allerhand Üppigkeiten und Insolentien, welche der äugend mehr schädlich als nützlich sind." Nach Erlass strenger Richtlinien wurde das Verbot bald wieder aufgehoben, indem man u. a. anordnete, "dass böse, durchaus unverbesserliche Kinder, von dem ganzen Fest ausgeschlossen werden müssen; die fleißigsten und vorzüglichsten aber sind den ganzen Tag in den ersten Reihen zu postieren". Dr. Martin Luther (1483-1546) und seine Zeitgenossen sahen im Gregorius-Fest ausschließlich ein Spiel und Vergnügen der Jugendlichen, nicht aber die Verehrung eines Heiligen und  so übernahmen die Protestanten ohne Bedenken das zu Ehren des römischen Papstes abgehaltene Fest. Aus Thurnau weiß man, dass das Fest um 1700 über drei Tage hinweg begangen wurde. Zentraler Bestandteil war auch hier die Prozession "mit Musik, Tanz und Frohsinn". Wohl in Anlehnung an den Brauch des Virgatum-Gehens war hier das Abkaufen der Prügelstrafe möglich. In der Aufklärung wurde das Gregori-Fest dann als "zweckwidrige Kinderfeierlichkeit" und "Unfug" bekämpft. So wird in Bayreuth z. B. beklagt, dass die Schüler durch die Stadt ziehen und sich mit Trinken, Tanzen und Schießen, abends zudem "mit Music und Toback Rauchen belustigten" würden.

Bis ins 19./20. Jahrhundert überlebte das Fest in nur wenigen, ausschließlich evangelischen Orten. Der kirchliche Charakter des Festes trat dabei nach und nach in den Hintergrund. Der den Festumzug anführende Kinderbischof wurde durch eine weltliche Person des öffentlichen Lebens ersetzt und eine Form militärische Knabenaufzüge mit mitgeführten Holzgewehren oder Armbrüsten wurde vielerorts üblich. Ab 1933 wurde die Kleiderordnung der nationalsozialistischen Jugendbewegung angeglichen. Die Kinder führten nun Hakenkreuzfahnen mit. Musikgruppen wie die SA- und SS-Standartenkapellen oder die Stahlhelmkapelle begleiteten den Umzug. Mit Ausbruch des zweiten Weltkriegs fand Gregori nicht mehr statt, wurde 1949 nach Anfrage bei der Militärregierung und Genehmigung durch Adolph Dubs, Resident-Officer der US-Army, aber wieder in Kulmbach, Thurnau und Pegnitz aufgenommen. Seit den siebziger Jahren fiel auch die strenge Kleidervorschrift, wonach Jungen weiße Hemden und Mädchen weiße Kleider zu tragen hatten, weg. In Hirschau/Opf. hielt sich der paramilitärische Festablauf bis 1995.

 

Wo gibt es das Gregori-Fest?

Früher war es weit verbreitet – vor allem vom 16. bis ins 18. Jht.: in vielen Regionen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Belgiens, insbesondere dort wo es Lateinschulen gab. Heutzutage gibt es das Gregori-Fest noch in Baden-Württemberg (Donaueschingen), Thüringen (Stadtilm) und vor allem in Oberfranken: Stadt Kulmbach, Stadt Pegnitz, Stadt Creußen, Markt Thurnau, Markt Kasendorf, Markt Schnabelwaid

An welchem Datum fand / findet das Gregori-Fest statt?

Gefeiert wurde es ursprünglich zum Schulbeginn, am 12. März, dem Gregoriustag. Traditionell endete zu diesem Tag die Winterschulzeit mit einem Examen, nach dem die Kinder zur sommerlichen Mitarbeit in Haus, Feld und Garten mit einem kleinen Geschenk und einem Fest entlassen wurden. Mit der Zeit verschoben sich die Festtage allerdings immer mehr zum Juni/Juli, weil die Schulzeiten sich veränderten und der Sommer für Freiluft-Aktionen günstiger ist. In Thurnau und Kasendorf wird das Fest nun am 1. bzw. 2. Dienstag im Juli gefeiert,
in Creußen und Schnabelwaid am letzten Wochenende vor den Sommerferien,
in Pegnitz traditionell am 3. Dienstag nach Pfingsten
und in Kulmbach seit 2004 an einem Samstag im Juli.


Was gehört zum Gregori-Fest?

Zentraler Bestandteil des Festes ist stets ein von Kapelle und Honoratioren begleiteter Umzug der festlich oder phantasievoll gekleideten Schulkinder durch den geschmückten Ort. Sie führen Blumenbögen, Blumenkränze und -Sträuße, geschmückte Klassenschilder und weiß-blaue Fahnen mit sich. Auf der Festwiese finden Aufführungen der Kinder und die traditionellen Spiele statt. Üblich war und ist, dass die Kinder eine „Gabe“ in Form von Brotzeit und/oder Süßigkeiten erhalten.
Nicht zu vergessen, die Böllerschüsse - und zwar um 6, 9, 11 sowie 13 Uhr - welche anzeigen, dass das Gregori-Fest stattfinden kann.

Das Gregori-Fest ist immaterielles Kulturerbe

Das Gregori-Fest wurde am 31.03.20 in das Verzeichnis des "Immateriellen Kulturerbes in Bayern" aufgenommen. Nachdem der Markt Thurnau federführend mit Unterstützung der Städte Creußen, Kulmbach und Pegnitz sowie Markt Kastendorf und Markt Schnabelwaid im September letzten Jahres die Bewerbung einreichten, kam im April aus dem Staatsministerium die erfreuliche Nachricht, dass die traditionelle Veranstaltung diese wertschätzende Auszeichnung erhalten hat.

Die Recherchen für die Bewerbung hatten mehrere Jahre gedauert. Antragsteller und Initiator war Veit Pöhlmann vom Förderverein der Grundschule Thurnau gewesen. Begleitende Gutachten wurden von Professor Martin Ott, Lehrstuhlinhaber des Instituts für Fränkische Landesgeschichte und vom Kreisheimatpfleger Harald Stark erstellt. Unterstützt wurde das Projekt desweiteren vom UNESCO-Club Kulmbach-Plassenburg mit Hartmut Schuberth als Vorsitzendem.


Detaillierte Infos hierzu unter

https://de.wikipedia.org/wiki/Bayerisches_Landesverzeichnis_des_immateriellen_Kulturerbes
https://www.stmfh.bayern.de/heimat/ike/verzeichnis.htm
https://www.stmfh.bayern.de/heimat/ike/